Besprechung zu
Timinger; Modernes Projektmanagement in der Praxis
Mit System zum richtigen Vorgehensmodell
ISBN 978-3-527-53053-3
2021, 28,- €
7. Mai 2021 Management-Journal.de
Stephan Lamprecht
Management-Journal-Fazit: Verständlich und klar geschrieben, mit vielen Beispielen angereichert, findet Holger Timinger die richtige Balance zwischen Lehrbuch und praxisnahem Ratgeber. Wer sich mit modernem Projektmanagement beschäftigt, sollte das Buch auf seine Leseliste übernehmen.
Diskussionen um Methoden im Projektmanagement laufen Gefahr, in einen Streit über Dogmen zu enden. In den vergangenen Jahren überbieten sich Berater und Autoren darin, agile Vorgehensmodelle zu propagieren. Die Konfrontation zwischen Agilität und tradierten Projektmanagement erinnert ein wenig an den häufig konstruierten Gegensatz zwischen Startups und arrivierten Unternehmen. Agilität klingt nach Tempo und Flexibilität, wer wollte da nicht mitmischen? Vergessen wird dabei schnell, dass Agilität weniger im Sinne von Geschwindigkeit gemeint war, sondern eher eine Haltung und Arbeitsmethodik beschreibt. So wundern sich dann viele Unternehmen darüber, dass ihre Projekte nicht aus dem Stand heraus schneller ablaufen. Obwohl sie doch auf agile Methoden geschwenkt sind.
Es wurde Zeit für ein neues Praxisbuch
Wie viele andere Genres der Management-Literatur kennt das Projektmanagement seine Klassiker. Diese erleben über die Jahre immer wieder Neuauflagen, versuchen dann aber, neue Methoden in das Korsett vorhandener Standards im Projektmanagement und den entsprechenden Zertifizierungen zu integrieren. Holger Timinger löst sich in seinem Buch „Modernes Projektmanagement in der Praxis“ von diesen Grenzen. Für ihn sind die etablierten Methoden und neue Ansätze kein Widerspruch. Im Gegenteil: Sein Grundgedanke widmet sich ausführlich der Frage, wie sich die verschiedenen Modelle miteinander nutzen lassen. „Tailoring“ lautet hier das Stichwort. Wer ein komplexes Vorhaben, wie die Entwicklung einer neuen Maschine oder den Bau eines Wohnblocks, mit ein paar Kanban-Karten planen möchte, wird scheitern. Genauso, wie ein Projektmanager erkennen muss, dass sich etwa in der Software-Entwicklung nicht alles wie aus dem Lehrbuch planen lässt.
Frische Ansätze, auch optisch
Vorweg: Das Buch richtet sich nicht an Einsteiger. Wer sich nie mit dem Thema Projektmanagement beschäftigt hat, zieht aus der Lektüre keinen großen Nutzen, weil ihm die Grundlagen fehlen. Denn in erster Linie geht es darum, dass die Leserinnen und Leser nach dem Durcharbeiten des Buches mit System entscheiden können, welche Vor- und Nachteile sich aus den unterschiedlichen Vorgehensmodellen ergeben. Und wie diese kombiniert werden können, um für das konkrete Projekt den größten Nutzen zu erzielen. Zwar stellt der Autor viele Ansätze auch noch einmal in komprimierter Form vor, aber Grundkenntnisse des Projektmanagements sollten bereits vorhanden sein.
Vom Aufbau orientiert sich das Buch an klassischen Ratgebern, setzt dabei auf die Beteiligung der Lesenden durch Fragen und Reflexionen. Das Buch eignet sich als kompaktes Nachschlagewerk: Es bietet einen Baukasten für Vorgehensmodelle, der die verschiedenen Ansätze noch einmal auf den Punkt exakt beschreibt. Und illustriert: Denn das moderne Layout mit seiner vierfarbigen Gestaltung macht Spaß und schafft mehr Übersicht.
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