30 Jahre Dummies

 

Hallo Christian, wann hattest du deinen ersten Kontakt mit den Dummies-Büchern?

Im Jahr 2000 beendete ich meine Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten. Kurz darauf begann ich ein Volontariat in der Herstellung des mitp-Verlags in Bonn – der damaligen Heimat der Dummies. Meinen Erstkontakt hatte ich mit den Druckfahnen und – als Volontär – mit den langen, gelben Bücherregalen die es ab und an zu entstauben und zu sortieren galt. Im Jahr darauf durfte ich dann schon den 10. Geburtstag der Dummies mitfeiern und die Reihe seitdem begleiten, von der Herstellung über meinen Wechsel ins Marketing und seit 2003 als Freiberufler.

 

Was war dein erster Eindruck von den Dummies-Büchern?

Ganz ehrlich? Bei aller Begeisterung für die Reihe, mein erster Gedanke war: "Da kann man noch viel mehr draus machen!" Und das ist ja dann auch ganz gut gelungen.

 

Seit wann machst du die Cartoons für die Dummies-Bücher und wie kam es dazu?

2006 machte ich mein Diplom als Kommunikationsdesigner und als Illustrator. Während meines Studiums arbeitete ich bereits als Freiberufler für die Dummies, wo ich zunächst das Marketing begleitete: Vorschauen, Anzeigen usw.

Neben diesen Aufgaben gestaltete ich mittlerweile Umschläge für Wiley und 2009 zeichnete ich den von Stephan Magnus geschriebenen Comic "MBA und die Macht des Change".

2013 fragte mich dann Friedhelm Linke: "Sag mal – du kannst doch sicher auch Cartoons zeichnen?" Diese Frage konnte ich mit gutem Gewissen mit einem "Ja" beantworten. Und nach ein paar Probezeichnungen war die Sache unter Dach und Fach.

Oder die Kurzfassung: 2013 wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte Cartoons für die Dummies zu zeichnen, und ich sagte "Ja".

 

Wieviel Cartoons hast du seither gemacht?

Stand jetzt ein paar mehr als 880 Cartoons, wobei ich dazu auch die 26 Cartoons gezählt habe, die es leider in kein Buch geschafft haben.

Nicht gezählt habe ich die Cartoons, die seitens des Lektorats neue Texte bekommen haben, um sie auch in anderen Büchern benutzen zu können – dann wären es weit mehr als 1000.

 

Arbeitest du alleine?

Ich habe einen Bürohund.

 

Wie entstehen die Ideen für die Cartoons?

Am Anfang steht in den meisten Fällen eine Menge Recherchearbeit. Ich habe zwar das wunderbare Talent, nutzloses Wissen wie ein Schwamm aufzusaugen, allerdings ist es bei der Fülle an Themen, die von den Dummies abgedeckt werden, unmöglich über alles Bescheid zu wissen. Somit verbringe ich viel Zeit damit, mich kurzfristig in den unterschiedlichsten Materien schlau zu machen und so viel gefährliches Halbwissen anzusammeln, dass ich fachlich korrekten Humor erfinden kann. Auch wenn es Cartoons und somit gezeichnete Witze sind, finde ich nichts schlimmer, als sachlich unkorrekte Pointen zu schreiben.

Als Nächstes überlege ich mir die Situationen, in denen der Cartoon spielt und wo ich übertreiben kann. Wo passen Handlung und Szenerie nicht zusammen? Wo kann eine Figur sich doppeldeutig oder ungeschickt verhalten? Welche Klischees kann ich nutzen und welche gilt es auf alle Fälle zu vermeiden?

Wenn das alles gemacht ist und ich meine Cartoons gezeichnet habe, vergesse ich dann wieder alles.

 

Fällt es dir leicht auf neue Ideen zu kommen?

Ja und nein. Manchmal könnte ich zu einem Thema direkt mehrere Cartoons zeichnen, manchmal fällt mir absolut nichts dazu ein. Mir ist aufgefallen, dass ich weniger Ideen habe, je besser ich mich schon vorher in der Materie auskenne. Ich schätze, da werde ich dann kritischer.

 

Hast du einen Trick, der dir hilft, dich zu inspirieren?

Wenn ich ein paar Ideen gesammelt habe – die müssen dann noch nicht einmal fertig ausgearbeitet sein –, muss meine Frau als Testperson herhalten. Wenn ich ihr meine Gedanken erkläre, fallen mir meistens noch bessere Pointen ein.

 

Welche Themen fallen dir leicht?

Erstaunlicherweise Fremdsprachen. Die einzigen Fremdsprachen, die ich gelernt habe, sind Englisch und als Westerwälder Hochdeutsch. Humor zu Sprachen zu schreiben, die ich selbst nicht spreche, die in vielen Fällen sogar mit einem ganz eigenen grammatikalischen System daherkommen, schien mir anfangs also wie eine riesige Hürde. Allerdings habe ich da ein ganz gutes System entwickelt, um an Ideen zu kommen.

 

Und welche Themen sind harte Nüsse für dich?

Auch wenn die Dummies eine lockere und humorvolle Art haben, es gibt einfach Themen, die sind staubtrocken. Dazu gehörten viele Titel zum Thema Recht. Staatsorganisationsrecht und Verwaltungsrecht sind dermaßen humorbefreite Stoffe, dass es mir schwerfiel, da etwas Passendes zu zeichnen. Und dann sind da natürlich die eher sensibleren Themen wie Religion und Kultur, bei denen ich mich schon besonders gut informieren muss, um nicht ungewollt beleidigend zu sein.

 

Hast du einen Lieblings-Cartoon?

Schwer zu beantworten, alle sind irgendwie meine Lieblinge. Aber da gibt es einen in "Das politische System Deutschlands für Dummies", auf den ich besonders stolz bin, in dem die Verfassungsrichter über einen Gesetzentwurf nur noch herzlich lachen können. Und dann ist da noch ein Cartoon mit den Bienchen und den Blümchen aus "Sex für Dummies".

 

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