Axel Hollmann und Marcus Johanus sind zwei Berliner Thriller-Autoren. Ihre Bücher wurden sowohl von Verlagen als auch im Selfpublishing veröffentlicht. Gemeinsam moderieren sie seit mehr als fünfhundert Folgen den Autoren-Channel "Die Schreibdilettanten" (www.dieschreibdilettanten.de), in dem sie wöchentlich Tipps und Tricks rund ums Schreiben und Veröffentlichen von Romanen geben. Und sie sind Autoren von "Romane schreiben und veröffentlichen für Dummies".

Hallo, ihr zwei. Den meisten Menschen scheint es ja nicht an Ideen zu mangeln. Vielmehr scheint das Problem zu sein, diese dann auch wirklich zu Papier zu bringen. Habt ihr einen guten Tipp, wie Neu-Autoren die Angst vor dem leeren Blatt überwinden können?

Ideen sind diffus. Muss man sie strukturiert und gut lesbar für einen Roman aufschreiben, werden sie furchtbar konkret. Das erscheint erst einmal anspruchsvoll und damit einschüchternd. Neu-Autoren sollten sich bewusst machen, dass man noch am Anfang einer langen Reise ist. Der erste Versuch kann nicht ein druckreifes Werk sein, dass mit denen literarischer Größen vergleichbar ist. Aber auch die haben alle mal klein angefangen.

Was auch nicht einfach ist, ist einen Dialog zu verfassen. Wie kann man Dialoge so aufbauen, ohne dass sie gestellt wirken?

Dialoge zu schreiben ist echt eine hohe Kunst. Dennoch muss man sich davon nicht einschüchtern lassen. Gesprochenes und Geschriebenes sind verschiedenen Dinge. Einfach zu kopieren, wie Menschen sprechen, funktioniert in einem Roman nur selten. Besser ist es, bewusst Bücher zu lesen, deren Stil man mag, und sich diesen dann im Laufe der Zeit anzueignen. Das funktioniert selten auf Anhieb. Trotzdem sollte man erst einmal einfach drauflosschreiben und später dann feintunen.

Umgebungen, Personen oder Situationen zu beschreiben ist gar nicht leicht. Entweder bleibt man als Autor zu sehr an der Oberfläche oder wird schnell zu schwülstig. Habt ihr einen Tipp für eine gesunde Mischung?

Wir haben anfangs dazu geneigt, eher zu viel als zu wenig zu beschreiben. Dabei zeigt die Erfahrung, dass es nicht viel braucht, damit vor dem inneren Auge ein Bild entsteht. Inzwischen versuchen wir nur das zu beschreiben, was man sich nicht ohnehin gut vorstellen kann. Schreibe ich "Polizist" entsteht in der Regel eine bestimmte Vorstellung einer Person im Kopf. Beschreibe ich die Figur, kann es sein, dass ich den Lesefluss behindere, weil ich das bereits vorhandene innere Bild ändere. Bei ungewöhnlichen Gegenständen, Personen oder Orten, können Beschreibungen aber eine Hilfe sein, um sie sich vorzustellen.

Wie kommt ihr auf die Namen für eure Charaktere?

Wir basteln lange an ihnen. Namen wecken innere Bilder. Berta ist eine andere Frau als Bernadette Einen Bernd stelle ich mir anders vor als einen Barnabas. Allzu sprechende Namen versuchen wir zu vermeiden. Daniel Düsentrieb funktioniert im Comic für Kinder gut, nicht aber in einem Thriller für Erwachsene. Fällt einem gar nichts ein, kann man einfach auf Wikipedia Namenslisten – zum Beispiel bekannter Schriftsteller – durchstöbern und Vor- und Nachnamen neu zusammensetzen.

Oftmals stellen Autoren und Autorinnen fest, dass ihre Ideen zwar sehr gut sind, aber leider auch sehr kurz. Wie können sie weitere Ideen für ihre Geschichten entwickeln, ohne den roten Faden zu verlieren?

Hier bieten sich verschiedene Brainstorming-Techniken an. Wir verwenden gerne Mind-Maps oder Clustering, um erst einmal die unterschiedlichsten Ideen zu sammeln, egal wie verrückt sie sind. Ideen entwickeln sich auch beim Planen, Schreiben und Überarbeiten eines Romans. Es läuft immer darauf hinaus, dass man einfach erst einmal anfangen muss. Der Rest kommt mit der Zeit, wenn man nicht aufgibt.

Zu guter Letzt, wenn das Manuskript fertig ist, wie können unerfahrene Schriftsteller vorgehen, um einen Verlag für ihr Manuskript zu interessieren?

Veröffentlichen ist ein Weg voller Kurven und Abzweigungen. Es ist hilfreich, sich mit bereits veröffentlichten Autoren zu vernetzen und von deren Erfahrungen zu profitieren. Da kann man sich einfach in den sozialen Medien ein wenig tummeln. Manche dokumentieren auf ihren Homepages Erfahrungen. Uns hat damals die von Andreas Eschbach sehr geholfen (andreaseschbach.de). Genauso findet man auf den Websites der Agenturen und Verlage Informationen, wie man an diese herantritt. Oder man guckt oder hört einfach regelmäßig die Schreibdilettanten. ;-)

Ratet ihr eher zum Self-Publishing? Und wenn ja, wo kann man das denn am besten machen?

Self-Publishing bedeutet, sich nicht nur um ein Manuskript, sondern auch noch um jede Menge anderen „Kram“ zu kümmern. Ein Cover muss erstellt, der Text lektoriert und korrigiert werden und dann braucht es vor allem auch noch eine vernünftige Werbestrategie, damit das Buch sein Publikum findet. Wer sich vorstellen kann, sich auch ums Veröffentlichen zu kümmern und somit die Kontrolle über alles zu behalten, ist damit gut beraten. Wer davor zurückschreckt, auch der eigene Verlag zu sein, weil das viel zusätzliche Arbeit und Zeitaufwand bedeutet, eher nicht. Bei der Frage nach dem "Wo" führt kein Weg an Amazon vorbei, wobei man die große Konkurrenz Tolino ebenfalls nicht aus den Augen verlieren sollte. Nach kurzer Einarbeitungszeit ist es keine Hexerei, das eigene Buch als E-Book anzubieten. Gedruckte Bücher selbst zu produzieren ist etwas komplizierter, aber keine Wissenschaft. Die selfpublisherbibel.de ist eine Seite, die keine Fragen offenlässt.

Was sollte jeder Autor und jede Autorin eurer Meinung nach unbedingt beherzigen?

"Der erste Entwurf ist immer Mist" lautet unser Leitspruch. Niemand muss sich grämen, wenn das Manuskript nicht auf Anhieb nobelpreisverdächtig ist. Selbst den besten Autorinnen und erfahrensten Autoren gelingt das selten. Stattdessen entstehen die meisten guten Romane, indem ein erster Entwurf wieder und wieder überarbeitet wird. Dazu sollte man laufend das Handwerk verfeinern. Schreiben lernt man nicht nur durch Schreiben und Lesen. Dieser Eindruck wird manchmal erweckt. Ich werde kein Spitzen-Fußballer, nur indem ich täglich auf dem Bolzplatz kicke. Klar, viel zu üben ist unerlässlich. Aber Theorie ist auch wichtig. Und am Ende geht es nicht ohne so was wie einen Coach, eine Schreibgruppe oder einen Kurs. Ich muss immer wieder reflektieren, was ich da eigentlich tue und wie ich mich verbessern kann.

Vielen Dank für eure Zeit und eure Tipps. Vielleicht werden wir zur nächsten Buchmesse ein paar Neuerscheinungen finden, die durch eure Tipps möglich wurden.